Er entpuppte sich als Renault Zoe R135. Dieser Peugeot e-208 oder ähnlich fährt dann also nicht 150, sondern 140 km/h, das Drehmoment umfasst 245 statt 260 Nanometer, von 0 auf 100 braucht er anderthalb Sekündchen mehr. Solche Werte hat man als inzwischen verständiger Leser der Autoknallpresse natürlich drauf, genauso wie den „Verbrauch kombiniert nach WLTP“ von sage und schreibe 17,7 kWh/100 km statt 15,4. Geht eigentlich gar nicht, aber ich wollte kein Rückfahrticket mit der Bahn (17 kWh/100 km – allerdings pro Fahrgast).
Der freundliche
Sixt-Mensch räumte auf Nachfrage ein, dass der Wagen kein Ladekabel hat.
Also, das Auto hat zwar ein „innovatives Batterieladesystem auch gut für längere Fahrten“ und eine „integrierte Ausstattung“, wie es auf der Webseite heißt – aber kein Ladekabel. Dafür, so Mr. Sixt, ist dieser Bursche hier zu 85 Prozent geladen.
Im Übergabeprotokoll haben das fehlende Kabel schon Fahrer vor mir mokiert. So reihte ich mich ein in die Malaisen der Elektropioniere, man ist ja schließlich forsch beim Kampf gegen die Klimakatastrophe: Sturmfest und erdverwachsen stemmen wir uns gegen auch kleine Irritationen. Und die Kabel gebe es an den Ladestationen, schwindelte der Mann.
Der eco-Modus
Immerhin fuhr der Peugeot e-208 oder ähnlich ganz passabel auf dem Weg zurück nach Koblenz. Mal abgesehen davon, dass die Federung im allgemeinen wohl eher in Wolfsburg statt in Frankreich erfunden wurde. Und die Autobahn Frankfurt–Koblenz im Besonderen eine besonders gut geeignete für Federungsmechanikerpraktis bei Zoe-Bauern zur Ablegung der Zwischenprüfung sein dürfte. Und ich brauchte auch nur die halbe Fahrtstrecke, um herauszufinden, wie man auf der Autobahn schneller als 100 km/h fahren darf. Für Feinschmecker: Man drücke eine Eco-Taste in der Mittelkonsole so häufig, bis ein nirgends angezeigter Eco-Fahrmodus ausgeschaltet ist.
Zurück in Koblenz waren die 85 Prozent Batterieladung deutlich geschrumpft, auf dem Tacho blieben 40 Kilometer Reichweite. Wer jemals das Navi des Peugeot e-208 oder ähnlich bedient hat, will nie wieder eine Elektro-Tankstelle suchen müssen. Dank früherer investigativer Recherchen war mir eine Ladestation an einer nahegelegenen Schule bekannt, man ist ja gefuchst so als Elektropionier.
Vor Ort auf dem Schulparkplatz die nächste Frage: Wie öffnet man das Logo im Kühlergrill? Dafür gibt’s zum Glück Anleitungen im Internet. Wie öffnet man die zusätzliche Schutzabdeckung dahinter? Dafür gibt’s keine Anleitung im Internet, und ich habe wirklich JEDE ZOE-SEITE IM NETZ GESEHEN, auch die … aber lassen wir das.
Ein Kabel hat diese Ladestation merkwürdigerweise nicht, der Sixt-Mann war gewiss noch nie in Koblenz, dieser Schlingel.
Lösung im Frank?
Wie öffnet man die Motorhaube des Zoe, in der Hoffnung, dass da vielleicht doch ein Kabel im Frunk versteckt ist? Wir Elektroexperten wissen: Das ist ein Kofferraum vorne im Auto, ein Front Trunk, und in diesem Frank kann man gut die Ladekabel verstauen. Das allwissende Internet bringt zutage:
- a) Zum Öffnen der Motorhaube im Zoe gibt’s einen versteckten zusätzlichen Schalter;
- b) der Zoe hat keinen Frank;
- c) dieser Peugeot e-208 oder ähnlich hat definitiv kein Ladekabel an Bord.
Zumindest in der Theorie wollte ich mal das Laden durchspielen. Wie bedient man die Ladestation? EC-Karte rein, PIN eingetippt, Kabel angeschlossen? Geht so ja auch beim Kauf von Kippen.
Ergebnis am Tatort Ladestation Gymnasium Asterstein: Sie hat keinen EC-Karten-Schacht. Auch keinen Knopf, um Hilfe anzufragen. Oder eine Telefonnummer, um mal nachzufragen, wie das geht. Geschweige denn eine 1-2-3-Schritt-für-Schritt-Anleitung nach dem Motto: Sie wollen laden? Wir werden liefern!
Dafür gibt’s zum Glück einen QR-Code auf der Ladestation. Was macht man, wenn der zu einem „Fehler 404 – Seite nicht gefunden“ führt? Looking at you,
Stadtverwaltung Koblenz.