Künstliche Intelligenz: Wir kommen noch mal neu rein

Künstliche Intelligenz: Wir kommen noch mal neu rein

Wer dachte, mit der Erfindung des Internets und der Künstlichen Intelligenz (KI) wäre es nun aber auch mal gut mit den Neuerungen im Berufsleben, der kommt besser noch mal neu rein. Drei Entdeckungen der vergangenen Woche.

Da ist zum einen der „Globe Explorer“: eine neuartige Suchmaschine, die Suchvorgänge strukturiert unterteilt, mithilfe von KI baumartig gestaltet und ähnlich wie bei einer Mind Map Zusammenhänge findet. Jeder Begriff wird dabei bebildert, und man ist sofort im Thema. Wer für eine PowerPoint-Präsentation Ideen fürs Bebildern braucht, wird hier schnell fündig. Und bekommt den Blick geweitet.

Gut, die aktuelle Kanzlerin ist mittlerweile ein Mann, die HDI-Arena von Hannover 96 heißt inzwischen anders, und die deutsche Fahne ist gewiss nicht die Kriegsflagge des Norddeutschen Bundes aus dem 19. Jahrhundert. Daten sind teilweise veraltet und falsch. Doch zeigt der Explorer, dass auch für alte Suchmaschinen wie Google neue Darstellungen von Suchergebnissen möglich sind.

Zum zweiten macht eine spezielle KI namens Groq zurzeit die Runde. Sie hat sich öffentlich zugängliche Sprachmodelle wie Llama und Mixtral geschnappt, Open-Source-Modelle also. Das Besondere ist das Tempo, mit dem die KI hier antwortet. Anfragen werden innerhalb von Millisekunden beantwortet. Grund sind spezielle Prozessoren und Systeme, LPUs genannt. Diese „Language Processing Units“ überflügeln herkömmliche Grafikkarten, die bisher für KI-Systeme eingesetzt werden. Das Ergebnis beschleunigt nicht nur Text-KIs, sondern auch Bilder-KIs, Musikgenerierung und mehr. Nicht zu verwechseln ist Groq mit Grok, der KI von X-Chef Elon Musk.

Und drittens hat eine KI jetzt den Turing-Test bestanden. Ein Team von der University of Michigan und der Stanford University hat einen modifizierten Turing-Test entwickelt und durchgeführt, der zeigt, dass ChatGPT-4, die KI von OpenAI, Verhaltensweisen und Persönlichkeitsmerkmale aufweist, die von menschlichen nicht zu unterscheiden sind.

Der Turing-Test, benannt nach dem britischen Mathematiker und Computerwissenschaftler Alan Turing (1912–1954), ist ein Maßstab für die Fähigkeit einer Maschine, menschenähnliches Verhalten zu zeigen. Im Gegensatz zu früheren Ansätzen, die sich auf die sprachliche Fähigkeit der KI konzentrierten, untersuchte das Forschungsteam, wie ChatGPT-4 in einer Reihe von Verhaltensspielen agiert, die darauf ausgelegt sind, menschliche Charakterzüge wie Vertrauen, Fairness, Risikoaversion, Altruismus und Kooperation zu messen.

ChatGPT-4 verhielt sich in diesen Spielen innerhalb der Bandbreite menschlichen Verhaltens und zeigte sogar Muster, die auf Lernfähigkeit hindeuten. Interessanterweise neigte die KI dazu, kooperativer und altruistischer zu sein als der Durchschnitt der menschlichen Teilnehmer.

Diese Studie zeigt nicht nur, dass KI-Systeme wie ChatGPT-4 menschliches Verhalten in komplexen sozialen Situationen nachahmen können, sondern auch, dass sie potenziell in der Lage sind, in bestimmten Kontexten „menschlicher als menschlich“ zu agieren.

KI wäre dann nicht nur Werkzeug, sondern Partner in verschiedenen Aspekten des menschlichen Lebens.

Marcus Schwarze

Marcus Schwarze

Journalist und Berater Digitales. Angelernt, nie ausgelernt bei Behörden, F.A.Z., Reporterfabrik, EA RLP, StoryMachine, Morgenpost, Rhein-Zeitung, HAZ
Koblenz, Germany