Das Herz auf der Zunge
Wer die beiden nicht kennt, also für die älteren unter uns: Das sind so ungefähr der Howard Carpendale und der Roland Kaiser von Kanada. Ich bin noch nicht sicher, ob das Lied viral geht. Aber die Zugriffszahlen nach einem Tag sind schon beachtlich.
Das Besondere: Die Musik stammt angeblich aus Maschinen und wurde dem begleitenden Text und den Kommentaren zufolge aus künstlicher Intelligenz (KI) erstellt. Jemand mit dem Pseudonym ghostwriter977 reklamiert, ihn hergestellt zu haben.
Ich sage das so vorsichtig, weil ich nicht überprüfen konnte, ob es tatsächlich ein KI-Produkt ist – oder eine geschickte Werbekampagne der beiden Sänger. Der Titel heißt übrigens „Heart on my Sleeve“, zu Deutsch in etwa: Das Herz auf der Zunge.
Wahr ist jedenfalls, dass mittlerweile auch Schnipsel von Tonaufnahmen von Stimmen hochgeladen werden können, um KIs zu trainieren. Und Musik-KIs künstliche Songs „im Stile von“ generieren.
Ein Urheberrecht an Stimmen? Die Musikindustrie dürfte einmal mehr umgekrempelt werden. Stand Sonntagnachmittag waren die beiden Aufnahmen noch nicht von TikTok und YouTube gelöscht.
Der Song ist für meinen Geschmack und den vieler Kommentatoren nicht schlecht, und wer weiß, vielleicht tun sich die Sänger ja tatsächlich zusammen und nehmen ihn „in echt“ auf.
Das allerdings wäre eine Volte, mit der sich die Musiker kaum vor finanziellen Einbußen und dem Diebstahl ihrer Stimmen und künstlerischen Leistungen durch KIs (und manche KI-Jünger) schützen würden. Auch hier werden gewiss die Gesetzgeber gegenüber der KI aktiv werden müssen – mit einer Art Leistungsschutzrecht für Musik und Stimmen und einer Definition von Schöpfungshöhe.
Andererseits - ein Duett von Marilyn Monroe, lizenziert durch ihre Erbengemeinschaft, mit Shakira oder John F. Kennedy, das könnte „interessant“ werden. Und gruselig zugleich.
Tiktok: https://www.tiktok.com/@gho:stwriter977?_t=8bXhi1bD0ys&_r=1
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