Es ist zu Ihrer Sicherheit

Es ist zu Ihrer Sicherheit

„Sicherheit“ im Allgemeinen und amerikanische Sichtweisen im Besonderen gehen halt vor. Auch wenn Ebay offensichtlich eine andere Sicherheit meint, als ich mir vorstelle. Ich fotografiere also Vorder- und Rückseite des Personalausweises. Lade die Dateien hoch. Im begleitend auszufüllenden Formular ist alles ordentlich ausgefüllt.

Minuten später kommt die Mail: Wir konnten Ihre Angaben nicht verifizieren. Bitte prüfen Sie die Angaben noch einmal.

Also noch mal. Erst mit dem Perso. Minuten später die gleiche Meldung. Dann versuche ich es mit dem Führerschein. „Wir konnten Ihre Angaben nicht verifizieren.“

Neuer Versuch, gleiche Meldung.

Zwischendurch kommt der Hinweis, dass Ebay anbietet, die Fingerabdruckkennung vom Apple-Gerät zum künftigen Einloggen zu verwenden. Na gut, „Sicherheit“ geht vor. Also gibt's zusätzlich zum Perso, zum Gesicht, zur Adresse, zum Geburtsdatum und zur Bankverbindung auch noch den Fingerabdruck.

Klappt nicht.

Rückrufbitte bei Ebay. Die Handynummer haben sie ja auch schon. Die freundliche Frau Ebay aus Kleinmachnow in Brandenburg meldet sich prompt und ruft sich den Fall auf. Schaut sich Vorder- und Rückseite des Führerscheins an. „Das kann an dem Lichtreflex über dem Gesicht liegen“, sagt sie. Ja, der Führerschein ist bekanntlich nicht so leicht zu fotografieren, da ein Kopierschutz in dem Plastik hinterlegt ist. Es könne sein, dass er das Dokument deswegen nicht akzeptiert.

Ob ER eine Maschine ist, frage ich? Ja, das ist ein Computer. Die freundliche Dame schaut sich hilfsbereit auch noch einmal den hochgeladenen Personalausweis an. „Ja, da ist ja auch so ein leichter Lichtreflex über dem Gesicht.“

Wozu denn Ebay mein Gesicht braucht? Ja, das ist leider so. Und warum der Führerschein ausreicht, auf dem doch nicht mal die Adresse aufgedruckt ist? Das ist leider so, bedauert Frau Ebay.

Ob sie mich jetzt von Hand freischalten könne? Nein, das kann nur ER. Aber sie hat doch meine schriftlichen Angaben nun gelesen und auf Dokumenten vorliegen, könnte somit die Daten überprüfen? Da sind ihr leider die Hände gebunden.

Ich belege einen zweieinhalbstündigen YouTube-Kurs: „So fotografieren Sie mit dem sündhaft teuren Handy, in dem eine Gesichtserkennung zur Sicherheit eingebaut ist, Ihren Führerschein.“ Neues Foto. Hochgeladen.

ER mag mich nicht.

Ich miete ein Studio an, arbeite zweidreiviertel Tage an der Verdunkelung, bekomme mit dem 38. Foto aus der sündhaft teuren Spiegelloskamera eine Fotografie meines Persos ohne Lichtreflex hin.

Im Ausweis ist übrigens ein Sicherheitschip eingebaut. Der ist per PIN geschützt. Im Zusammenspiel mit der Ausweis2-App des Bundes und dem sündhaft teuren Handy muss ich nur den Ausweis unters Handy legen. Anschließend wissen die Rentenversicherung, die Stasi-Unterlagen-Behörde und die Stadt Oberursel, dass ich bin, wer ich bin. Wenn ich sie jemals brauche.

Das Foto also hochgeladen. Während ich auf die nächste Mail von IHM warte, schreibe ich Familie Canon in Japan eine Dankesmail: Wie schön ist es doch, dass sie noch nicht wie manche Kopiererhersteller eine Kopiersperre für Bargeldscheine und andere Dokumente wie den Perso in die Spiegelloskamera eingebaut hat.

ER meldet sich jetzt gar nicht mehr.

Auch nicht im Spamordner. Da hat wohl ein Sicherheitssystem bei Frau Ebay wegen zu viel hochgeladener Fotos ausgelöst.

Es ist soweit: Die Maschinen haben die Kontrolle übernommen. Wir sind alle verloren.

Marcus Schwarze

Marcus Schwarze

Journalist und Berater Digitales. Angelernt, nie ausgelernt bei Behörden, F.A.Z., Reporterfabrik, EA RLP, StoryMachine, Morgenpost, Rhein-Zeitung, HAZ
Koblenz, Germany