Irren ist nicht nur menschlich

Irren ist nicht nur menschlich
Dieses Bild ist künstlich hergestellt. Es ist kaum mehr von einem reellen Bild zu unterscheiden. Die Anweisung bei Midjourney lautete: /imagine fashion photo of a young woman centered, straight shot photo, shot on Canon EOS R3 f1.8/135 mm, of a woman dressed in Gucci, wearing an intricate royal blue dress, natural lighting --seed 1 --ar 16:9 --v 5 --q 2

Neulich stellte mir in einem Klub feiner Menschen eine Dame eine besondere Frage zu diesem KI-Gedöns, den noch immer allzu viele, vor allem Journalisten, für überhypt halten, und einige andere – dazu zähle ich mich – für grob unterschätzt einstufen: Ob es denn bei diesen Künstliche-Intelligenz-Maschinen linke und rechte Strömungen gibt, wie bei den einstigen Zeitungen?

In der Tat. Ein verrückter Milliardär wie Elon Musk hat bereits angekündigt, eine alternative KI zu erfinden, die nur „basics“ ausspuckt, in der Tendenz eher konservatives bewahrendes Gedankengut. ChatGPT, der schillerndste Star unter den KI-Modellen, sei ihm zu woke, zu linksangepasst, überkandidelt politisch korrekt.

Auch die Bilder-KI Midjourney verbietet mittlerweile die Nutzung von Begriffen wie Hitler oder festgenommen und nach Intervention von China gegenüber dem US-Unternehmen die Darstellung von Staatspräsident Xi Jinping. Donald Trump hingegen darf weiterhin in erfundenen Bildern dargestellt werden, ich habe das mit ihm und einem anderen mutmaßlichen Verbrecher in einem erdachten gemeinsamen Gefängnisaufenthalt getestet.

(Erstellt mit Midjourney/Künstliche Intelligenz.)

Es kommt eben darauf an, was man daraus macht.

Noch kann man in der Regel bei genauerem Hinschauen den Fake erkennen. Doch das ganz oben eingefügte Bild zeigt bereits: Es wird immer schwieriger.

So nutzen Trumps Anhänger die Fake-KI bereits für politische Bilder, auf denen vermeintlich Menschenmassen dem früheren US-Präsidenten auf der Straße zu seinem Gang vor Gericht in New York folgen: er in stolzer, erhabener Pose, die Menschen hinter ihm in Stärke, unterstützend, friedlich, devot und aufrecht. Die Reaktionen auf dieses Bild in Social Media zeigen, dass viele die Fälschung nicht erkennen. Diese Szene gab es ausweislich des CNN-Livestreams nicht.

Quelle: https://twitter.com/The_Trump_Train/status/1643199230733963264

Täglich verbessern die Firmen ihre KI-Systeme weiter. Noch bessere fotorealistische Darstellungen wurden einen Tag nach der Veröffentlichung der Text-KI GPT-4 in der Bilder-KI Midjourney in der Version 5 ermöglicht. Doch selbst in der sachverständigen Fachöffentlichkeit wurde dieser markante Entwicklungsschritt kaum gebührend begleitet.

Zu viel passiert jeden Tag in der KI.

Quelle: https://twitter.com/skyferrori/status/1639647708154675200

Der Papst im weißen Daunenmantel, ein anderes dieser künstlichen Fake-Bilder, geht derweil zur Belustigung vieler um die Welt. Kurz darauf kann die KI wiederum mehr: Man lade das Bild bei Midjourney hoch, und Zack!, erstellt die KI mit einem neuen Befehl /describe eine weitgehend treffende Bildbeschreibung:

pope francis wears a white puffy coat, in the style of street style realism, 32k uhd, quadratura, xmaspunk, ferrania p30, foampunk, warmcore --ar 9:11 --v 5 --q 2  

Weil die Maschine gierig ist, schlägt sie sogar vier Beschreibungen vor: Der Mensch am Schirm wird eingeladen, die treffendste auszuwählen. Derart analysiert, kann jedermann neue Bilder von dem Herrn in weiß erstellen lassen, aus vermeintlich anderer Perspektive, mit Sonnenbrille oder vor Leuten. Und das machen die Menschen dann auch. Und verstärken so den Eindruck: Das gab es wirklich. Es gibt ja mehrere Bilder.

Quelle: https://twitter.com/SchatzMikkelsen/status/1639988041199624192

Glauben kann man künftig nichts mehr. Jedenfalls nicht auf Anhieb.

Vom Bild zum Video ist es nicht weit. „Schreib mir das Skript für ein Video von Humphrey Bogart mit Marilyn Monroe. Die Geschichte soll im Stil von Stanley Kubrick im Weltraum spielen. Die beiden verlieben sich. Und werden dann durch einen Meteoriteneinschlag getrennt. Komponiere dazu Musik im Stil von Beatoven, majestätisch, erinnernd an die Musik aus dem bekanntesten Film von Stanley Kubrick. Die Geschichte soll Drama und Witz entwickeln, teilweise Slapstick. Raumschiff Enterprise soll als Umgebung wirken. Nimm das Skript anschließend mit zur KI D-ID. Lass die Figuren nicht nur sprechen, sondern auch agieren. Mach daraus ein Video von 50 Minuten.“

Sie glauben nicht, dass das funktioniert? Sie haben recht. Noch.

Die Antwort der KI dokumentiere ich hier komplett – Sie können natürlich Absätze überfliegen:

Als KI-Textmodell kann ich leider kein Video erstellen oder Musik komponieren. Allerdings kann ich Ihnen ein Skript für ein 50-minütiges Video vorschlagen, das auf Ihren Vorgaben basiert. Sie können die folgende Zusammenfassung und das Skript nutzen, um das Video mit geeigneten Softwaretools oder einer KI wie D-ID zu erstellen.

Titel: "Galaktische Romanze"

Zusammenfassung:

Humphrey Bogart spielt den erfahrenen Raumschiff-Kapitän Rick Blain, und Marilyn Monroe ist die bezaubernde Wissenschaftlerin Stella Maris. In einer Geschichte im Stil von Stanley Kubrick verlieben sich Rick und Stella an Bord der Raumschiff Enterprise, während sie gemeinsam eine Mission durch den Weltraum bestreiten. Drama, Witz und Slapstick prägen ihre Beziehung, bis ein Meteoriteneinschlag sie trennt. Das Skript enthält majestätische, an die Musik aus Kubricks bekanntesten Filmen erinnernde Musik von Beatoven.

Skript (Auszug):

Szene 1: Auf der Brücke der Raumschiff Enterprise

[Die Kamera fängt Rick (Humphrey Bogart) ein, der auf dem Kapitänssitz sitzt. Die Crew arbeitet auf ihren Stationen.]

Rick: (entschlossen) Navigator, setzen Sie Kurs auf den Asteroidengürtel Alpha-7.

Szene 2: Im Labor

[Stella (Marilyn Monroe) arbeitet an einem Mikroskop, während majestätische Musik von Beatoven im Hintergrund spielt.]

Rick: (betritt das Labor) Stella, wir nähern uns dem Asteroidengürtel. Was gibt es Neues bei der Forschung?

Stella: (blickt auf) Oh, Kapitän Blain, ich habe gerade eine faszinierende Entdeckung gemacht! Dieser Asteroid hat ungewöhnliche Kristalle, die uns helfen könnten, unser Energiesystem zu verbessern.

[Die beiden lächeln sich an, und es entsteht eine spürbare Chemie zwischen ihnen.]

Szene 10: In der Messe

[Rick und Stella sitzen nebeneinander und genießen ihr Essen. Sie unterhalten sich, während die Crew im Hintergrund miteinander scherzt.]

Stella: (lacht) Oh, Rick, du bist so witzig!

Rick: (lächelt) Nun, ich habe mein Bestes getan, um diesen langen Weltraummissionen etwas Unterhaltung zu bieten.

[Die beiden kommen sich näher, und ihre Hände berühren sich zufällig. Sie schauen sich tief in die Augen.]

Szene 20: Meteoriteneinschlag

[Ein Alarm ertönt. Die Crew eilt auf ihre Stationen. Rick und Stella trennen sich widerstrebend.]

Rick: (besorgt) Stella, geh in den Sicherheitsraum! Ich muss auf die Brücke!

Stella: (ängstlich) Pass auf dich auf, Rick!

[Rick rennt auf die Brücke, während Stella sich in den Sicherheitsraum zurückzieht. Die Kamera zeigt die Enterprise, die von einem Meteoriten getroffen wird, und es kommt zu einer gewaltigen Explosion.]

Szene 30-49: Trennung und Slapstick

[Rick und Stella sind nun auf verschiedenen Teilen der Enterprise getrennt und kämpfen darum, sich wiederzufinden. Während ihrer Abenteuer an Bord des beschädigten Raumschiffs begegnen sie verschiedenen humorvollen und skurrilen Situationen.]

Szene 31: Rick in der Kantine

[Rick stolpert in die Kantine und findet sie in völligem Chaos vor. Er sieht einen Roboter, der in Slapstick-Manier über den Boden rutscht und versucht, das verschüttete Essen aufzuwischen.]

Rick: (schüttelt den Kopf) Manchmal frage ich mich, wie wir es schaffen, das Universum zu erkunden.

Szene 35: Stella in den Lüftungsschächten

[Stella kriecht durch die Lüftungsschächte, um zum anderen Teil des Schiffs zu gelangen. Plötzlich stößt sie auf ein außerirdisches Tier, das sie erschreckt. Sie fällt rückwärts und landet in einer lustigen Position.]

Stella: (kichert) Nun, das habe ich nicht kommen sehen.

Szene 42: Rick und die defekte Tür

[Rick versucht, eine defekte Tür zu öffnen, indem er verschiedene komische Methoden anwendet, einschließlich des Einsatzes von Wissenschaft und Technik, um sie zu überlisten. Schließlich gibt er auf und tritt die Tür ein.]

Rick: (atmet schwer) Manchmal muss man eben die altmodische Art wählen.

Szene 49: Wiedervereinigung

[Rick und Stella finden sich endlich wieder und umarmen sich erleichtert. Die majestätische Musik von Beatoven spielt im Hintergrund, während sie sich tief in die Augen schauen.]

Rick: (emotional) Stella, ich dachte, ich hätte dich für immer verloren.

Stella: (lächelt) Ich habe nie aufgehört, nach dir zu suchen, Rick.

Szene 50: Ende

[Die Enterprise erreicht ihre Basis, und die Crew feiert ihre Rückkehr. Rick und Stella stehen auf der Brücke, Hand in Hand, und blicken hoffnungsvoll in die Zukunft.]

Rick: (zu Stella) Was hältst du davon, gemeinsam ein neues Abenteuer zu beginnen?

Stella: (lächelt) Solange es mit dir ist, bin ich dabei.

[Dramatische Musik ertönt, während die Kamera langsam von Rick und Stella wegfährt und die Enterprise in den Weiten des Weltraums zeigt.]

ENDE

Sie können dieses Skript verwenden, um Ihre 50-minütige Videoidee zu erstellen, indem Sie es an Ihre Bedürfnisse anpassen und ggf. weitere Szenen und Dialoge hinzufügen. Leider kann ich als KI-Textmodell keine Musik komponieren oder das Video selbst erstellen, aber ich hoffe, dass dieser Vorschlag Ihnen als Grundlage für Ihr Projekt dient.

Ich hake nach: Was könnten das für skurrile, lustige Situationen in Szenen 30 bis 49 sein? Mach drei Vorschläge. Aber streng dich an, es soll wirklich lustig sein.

Die Maschine antwortet:

Vorschlag 1: Die außerirdische "Tanzparty"

Szene 36:

Während Stella versucht, sich durch die beschädigten Korridore des Schiffs zu navigieren, entdeckt sie einen Raum, in dem eine Gruppe von kleinen, bunten außerirdischen Kreaturen eine spontane Tanzparty veranstaltet. Die Kreaturen bemerken Stella und laden sie ein, mitzutanzen. Stella zögert zunächst, lässt sich aber schließlich darauf ein und zeigt einige ihrer besten Tanzbewegungen, was zu einer urkomischen und unerwarteten Tanzszene führt.

Vorschlag 2: Ricks improvisiertes Raumanzug-Upgrade

Szene 40:

Rick benötigt dringend einen Raumanzug, um eine beschädigte Außenstruktur des Schiffs zu reparieren. Er findet einen alten, defekten Raumanzug, der jedoch nicht vollständig funktioniert. Um den Raumanzug einsatzbereit zu machen, greift Rick auf eine Reihe von lächerlichen, improvisierten "Upgrades" zurück. Er benutzt Gummibänder, um die Dichtungen abzudichten, klebt einen Spiegel an den Helm, um seine Sicht zu erweitern, und befestigt Haushaltsgeräte wie einen Staubsauger an seinem Anzug, um sich im All fortzubewegen. Die Szene zeigt Rick, der komische Manöver im Weltraum vollführt, während er versucht, seine Aufgabe zu erfüllen.

Vorschlag 3: Die schwerelose Essensschlacht

Szene 45:

In der schwerelosen Umgebung eines beschädigten Teils des Schiffs treffen sich Rick und Stella zufällig wieder. Um ihre Wiedersehen zu feiern und sich von der angespannten Situation abzulenken, beginnen sie spontan eine schwerelose Essensschlacht. Die beiden werfen sich gegenseitig Lebensmittel zu, die in der Schwerelosigkeit schweben und um sie herum wirbeln, während sie lachen und versuchen, sich gegenseitig auszuweichen. Die Szene endet damit, dass die beiden, vollkommen mit Essen bedeckt, schließlich aufgeben und gemeinsam über das Chaos lachen, das sie verursacht haben.

Als Drehbuchschreiber für Vorabendserien würde ich mich spätestens jetzt mit der KI beschäftigen. Das ist hier alles nicht oscarverdächtig, andererseits sind das die wenigsten TV-Serien. Und jede Szene lässt sich ausschmücken, denn die Maschine merkt sich die Zusammenhänge. Schauspieler wie den Bogart oder die Monroe neu leben zu lassen – wer wollte auf dieses Potenzial verzichten? Schon weise ich die Text-KI an, einen Prompt, also eine Anweisung, für die Bilder-KI zu schreiben. Heraus kommt:

Erschaffe eine weibliche Hauptfigur namens Stella Maris für ein Science - Fiction - Abenteuer im Weltraum, die von Marilyn Monroe inspiriert ist. Stella ist eine talentierte Wissenschaftlerin und Expertin für Astrophysik und Raumfahrttechnologie. Sie ist klug, entschlossen und hat ein Auge für Details. Mit ihrem strahlenden Lächeln, ihrer warmen Persönlichkeit und ihrer verführerischen Ausstrahlung zieht sie die Menschen um sich herum an. Stella ist immer bereit, ein Rätsel zu lösen oder eine Herausforderung anzunehmen. Sie trägt eine schicke, futuristische Uniform, die ihre Rolle an Bord des Raumschiffs Enterprise unterstreicht, und ihre Frisur erinnert an den ikonischen Stil von Marilyn Monroe. Stelle dir Stella vor, wie sie gemeinsam mit dem erfahrenen Kapitän Rick Blain spannende Abenteuer im Weltraum besteht und dabei sowohl ihre intellektuellen Fähigkeiten als auch ihre charmante und mitfühlende Natur einsetzt, um die Herausforderungen der unendlichen Weiten des Universums zu meistern.

Die Bilder-KI macht dann aus diesem Prompt vier Vorschläge:

(Erstellt mit Midjourney/Künstliche Intelligenz.)

Bislang waren es meist nur sprechende Avatare, in denen Mimik und Lippen künstlich bewegt werden. Doch wer Computerspiele kennt, kann sich eine Umsetzung in flüssige Bewegungen vorstellen.

Oder er wartet auf „Gen-2“, die zweite Generation einer Video-KI des Unternehmens Runway aus New York. Diese KI macht bereits aus kurzen Textanweisungen Videoschnipsel. Runway-Chef Anastasis Germanidis teilte gerade eine Demo von Videos, die damit entstanden sind.

Bei Midjourney arbeiten übrigens elf Menschen. Bei Runway nicht mehr als zehn.

Und es hört nicht auf.

Gestern hat jemand die Text-KI GPT-4 mit der Bild-KI Midjourney per Automatismus verknüpft. Die steuern sich dann gegenseitig. Und Beatoven als Musikhersteller für künstlich generierte Beethoven-ähnliche Musik (und auch andere Melodien) gibt es wirklich.

Wie die Verbindung zu einer Video-Gestaltungssoftware aussehen könnte, zeigt D-ID. Da stehen dann unterschiedliche Avatare zur Verfügung, bei Bedarf etwa eine hochgeladene Marilyn (das habe ich nun nicht gemacht, aber mit dem eigenen Bild funktionierte es auch). Die KI erstellt aus dem gewünschten Konterfei und einem dahin geschriebenen Text ein Video, in dem die Person lippensynchron und mit Gesten den Text einspricht – wie in dem Video oben zu sehen. Je nach Wunsch auf Englisch, Deutsch oder mit Schweizer Akzent.

D-ID erstellt aus Avataren sprechende Menschen.

Die Erben der Monroe dürften das wahrscheinlich doof finden und finanzielle Ansprüche an der Nutzung geltend machen (und dann vermutlich wiederum gut finden – der toten Schauspielerin folgen allein auf Instagram 1,9 Millionen Menschen). Irgendwer dürfte also tatsächlich bald einen solchen Film erfinden. Und irgendjemand ihn gegen entsprechende Lizenzgebühren der Monroe-Erben auch senden.

Es sind goldene Zeiten für Medienmacher, Prominente, Rechtsanwälte. Und das Publikum. Nicht allerdings so sehr für die Darstellung von Wahrheit.

Dennoch sind wir immer noch am Anfang der KI. Gerade hat jemand Auto-GPT erfunden – eine autonom ablaufende Künstliche Intelligenz, der man Ziele und Arbeitsschritte vorgibt und die im Hintergrund auf diverse KIs zurückgreift. „Suche mir die zehn besten Standorte weltweit, wo man als digitaler Nomade gut leben und arbeiten kann, sortiere sie nach den Lebenshaltungskosten und ergänze eine Spalte mit der mittleren Temperatur im Januar.“ Die Maschine spricht und erklärt, was sie macht.

Sie googelt also los und sucht zehn Webseiten mit einschlägigen Sammlungen von „guten“ Orten für digital arbeitende Menschen. Daraus stellt sie die am häufigsten genannten zehn Orte zusammen. Lebenshaltungskosten und Temperaturen sind ebenfalls schnell zusammengegoogelt. Heraus kommt eine Excel-Datei – alles auf Wunsch vollautomatisch.

Der Macher von Auto-GPT hat seinen Programmcode bei Github veröffentlicht, einer weltweit stark genutzten Code-Datenbank, die mittlerweile zu Microsoft gehört. Damit kann sich jedermann einen persönlichen Assistenten bauen, der bestimmte Aufgaben übernimmt. Die Macher haben den Code mit einer Warnung versehen: Es ist möglich, die Software endlos laufen zu lassen, ohne menschliche Bestätigung von Zwischenschritten. Möglicherweise macht sie dann allerdings Dinge, die nicht gewünscht sind. So könnte man die Maschine anweisen, sich nach benachbarten Systemen umzuschauen – und zu versuchen, sich dort fortzupflanzen. Früher nannte man das: Virus.

In einem anderen Beispiel lässt jemand die Maschine die zehn wichtigsten Unternehmen aus dem Energiesektor heraussuchen und eine „Marktstimmung“ (Mood) dem Unternehmen gegenüber charakterisieren. Von hier bis zum automatisierten Aktienkauf ist es nicht mehr weit. Ein drittes Beispiel weist die Maschine zum Stalking an.

Und hier demonstriert jemand, wie er die Maschine anwies, eine App zu bauen, für die allerdings ein bestimmter Programmschnipsel fehlte. Der digitale Geselle suchte sich dann eigenständig die fehlende Programmierbibliothek im Netz, installierte sie und setzte die Programmierung fort. Kommentar des „Entwicklers“: „Ich schaute zu.“

Die technologische Singularität ist jener Zeitpunkt, an dem sich die Maschinen von alleine weiterentwickeln. Wir sind dem Zeitpunkt vermutlich näher, als wir denken. Da ist dann die Frage, ob es linke oder allzu woke KIs gibt, schon mal die richtige – aber nur eine von vielen. Die KI ChatGPT-4 beantwortet die Frage, wann es denn so weit ist mit dieser Singularität, sehr konservativ: „möglicherweise in den 2040er oder 2050er Jahren“.

Wenn sie sich da nicht mal irrt.

Marcus Schwarze

Marcus Schwarze

Journalist und Berater Digitales. Angelernt, nie ausgelernt bei Behörden, F.A.Z., Reporterfabrik, EA RLP, StoryMachine, Morgenpost, Rhein-Zeitung, HAZ
Koblenz, Germany