Marcus Schwarzes erster Newsletter – aber warum nur?
Auch das noch, werden manche denken. Jetzt hat auch Marcus Schwarze einen eigenen Newsletter, als gäbe es solche Dauermails nicht genug. Und tatsächlich bin ich ja weder Gabor Steingart noch Florian Harms, nicht Lorenz Maroldt und schon gar nicht Maria Popova oder Seth Godin – fünf Experten, denen ich persönlich sehr gerne mein Mailpostfach für ihre regelmäßige Lesestofflieferdienste geöffnet habe. Und eigentlich bin ich als Journalist auf Twitter, Facebook, Instagram und Co. ja auch schon zur Genüge präsent im Social Web.
Jedoch habe ich nicht erst seit Einrichten von Newslettern für einen früheren Arbeitgeber gelernt, dass diese Form der Kommunikation zu den zielführendsten gehört. Das Besondere ist die Personalisierung:
- Hier schreibe ich für Dich, direkt in Dein Mailpostfach, im besten Fall direkt auf Dein Handy – keinen journalistischen Artikel, sondern eine kolumnenartige Befindlichkeit.
- Das ist kein Tweet für eine journalistisch-medial-orientierte, Berlin- oder Trump-lastige Leserschaft.
- Es ist kein Facebook-Beitrag für einen Lacher zwischendurch im erweiterten Bekanntenkreis.
- Und es ist kein Instagram-Bildchen aus dem Handy, um zu zeigen, wo ich bin oder was ich sehe oder welche zufällig interessanten Muster ich irgendwo in der Natur wahrnehme.
Die Mail ist nach dem Bezahlartikel womöglich die anspruchsvollste Art des digitalen Veröffentlichens: regelmäßig kurz vorm Belästigungsverdacht (Werbung! Spam! Was will der denn schon wieder?) und lange vorm Muss-ich-unbedingt-auch-noch-Haben-Gefühl. Im Zweifel wird sie ungeöffnet überscrollt.
Welchen Wert gut gemachte Newsletter haben können, zeigt in Berlin regelmäßig der „Tagesspiegel“: Dort schrieb mir Redakteur Cay Dobberke persönlich und überaus ausführlich jede Woche freitags per Mail, was in meinem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf so vorgefallen ist. Wobei „Bezirk“ ein kleines Wort ist für diesen großen Stadtteil. Er zählt 334.000 Einwohner. Wenn dann die örtlichen Jusos ein Dosenwerfen auf Konterfeis von Seehofer, Sarrazin und Gauland zur Gaudi machen oder ein neuer Türke in einem früher französischen Café aufmacht, erfährt man das als Zugereister eben aus der Mail auf dem Handy statt aus der Zeitung oder von der Website (wo jede Meldung zweitverwertet erscheint). Ein Modell mit zwölf stadtteilbezogenen Newslettern, das Schule macht. Dem Vernehmen nach rückt auch die „Berliner Morgenpost“ näher in die Bezirke. Im Lokalen wollen die Berliner punkten, und per Newsletter scheint es ein erfolgreicher Weg zu werden, übrigens beim „Tagesspiegel“ mit Hilfe von Google-Geldern. Schade, dass es so etwas nicht für Koblenz gibt.
Lokales werde ich hier kaum aufschreiben, dafür aber Beobachtungen aus dem Digitalen, heute gewiss etwas „meta“ über den Wert von Newslettern. Was Dich, lieber Leser, in meinem Newsletter erwartet, wird mehr sein müssen als ein bloßer Tweet (dem ja zumeist ein gewisses Gewese in Kreisen von Blauer-Haken-Verifizierten anhängt). Das redaktionelle Konzept sieht statt dessen eine Betreffzeile der Marke Catchy vor, einen Einstieg wie eine Blaupause für ein Cliffhanger-Seminar – und einen nicht allzu langen, interessanten Text mit einem Twist in the Tail, den wir alten Hasen, die noch Roald Dahl zur Weiterbildung lasen, früher Pointe nannten. Und das regelmäßig fokussiert auf einen Gedanken aus dem Digitalen, den aber richtig. Einen Link gibt’s nur bei wirklich wichtigen Dingen, siehe oben.
So hoch will ich die Latte legen. Sag Bescheid, wenn ich sie reiße. Ich freue mich auf Dein Feedback.
P.S.: Natürlich lässt sich dem Gedanken eines eigenen Newsletters ein pures Eigeninteresse nicht absprechen. Schließlich bin ich nach einem spannenden beruflichen Jahr in Berlin gerade im Begriff, mich in Koblenz selbstständig zu machen. Ein Newsletter zur Eigenvermarktung gehört dazu. Und Du kannst live bei meinem Lernen dabei sein!
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