Wie man dem Sparringspartner Wagnersche Kräfte beibringt
Die F.A.Z., Deutschlands einzige Zeitung mit drei Punkten in der Abkürzung, nimmt freundlicherweise meine Dienste in Anspruch; im „Prompt der Woche“ geht es in der ersten Folge darum, wie mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) ein hundertseitiges PDF auf die Schnelle zusammengefasst, geröntgt und nach allen Regeln eines Sherlock Holmes auf Herz und Nieren untersucht werden kann.
So gibt es einen Eintrag aufs Fleißkonto und meine Bitte: Abonniere zum Dank für so viel Eifer den neuen F.A.Z. PRO D:ECONOMY Newsletter! Der ist für drei Monate kostenlos und wird jeden Mittwoch von Netzökonom Holger Schmidt und Johannes Winkelhage verschickt. Ich darf dort häufiger einen „Prompt der Woche“ beisteuern, eine Regieanweisung an die KI.
Und weil das noch nicht genug ist, erklären die Macher in diesem Podcast, was F.A.Z. PRO D:Economy ausmacht (und meinen kleinen Beitrag dazu so wertvoll).
Genug des Eigenlobs für heute, hier der zweite Newsletter.
Ich schrieb ja schon häufiger, dass die KI nur so gut antwortet, wie man es ihr beibringt. „Schreib einen Text im Stil von Franz Josef Wagner.“ Das funktioniert schon heute, weil ChatGPT ganz offensichtlich auch mit Texten des „Bild“-Kolumnisten trainiert und getriezt wurde. Ich habe das hier ausprobiert. Und was soll man sagen: Es klappt, jedenfalls im Ansatz.
Vielleicht ein wenig lang das Ganze, „die Zeit wird es zeigen“ hat Luft nach oben als intellektueller Hirnriss, und gewiss würde der richtige Franz Josef die Annalena auch direkt ansprechen und seine Redaktion sogar ihren Vornamen korrigieren; aber die Maschine kann ja verkürzen, was auch im Naturell des „Bild“-Menschen liegt. Was wohl der umtriebige Verleger und KI-Fan Mathias Döpfner dazu sagt? Aber das ist, wie Kipling nie gesagt oder geschrieben hat, eine andere Geschichte.
Die Maschine widerspricht
Doch habt ihr die Vorbemerkung der KI in diesem tja, vergnüglichen Experiment gelesen? Sie wagt den Widerspruch! „Der Schreibstil entspricht nicht den journalistischen Kriterien, die Sie bevorzugen, wie Neutralität und eine strenge Fokussierung auf Fakten.“ Und die Maschine wagt, das offenbar Unmögliche zu fragen: Möchten Sie dennoch, dass ich einen Text in diesem Stil verfasse?
Hintergrund ist diese eine Feineinstellung, die man bei ChatGPT hinterlegen kann: „Benutzerdefinierte Anweisungen“ werden im Menü mit den drei Punkten hinterlegt.
Fortan reagiert die Maschine etwas besser auf meine Prompts, weil sie nun besser weiß, was ich von ihr erwarte. Das ist zwar auch kein Garant gegen Gaga-Gequatsche, aber aus dem 14-jährigen KI-Promptpraktikanten wird so etwas schneller ein 18-jähriger Sparringspartner.
Wagner jedenfalls könnte von heute auf morgen abtreten und zugleich unsterblich werden. Was allen gefallen könnte: a) dem Verleger, der ein Gehalt einspart, b) dem Kolumnisten, der endlich nicht mehr mit Vorgängen der Welt getriezt werden müsste, und c) jenen Leserinnen und Lesern, die aus rein professioneller Medienbeobachtung (natürlich) stets die Sichtweisen Wagners verfolgen müssen, um d) dem Volk aufs Maul zu schauen. But that ist another story.
Mehr von Marcus Schwarze 🚀 in der Substack-App sehenVerfügbar für iOS und AndroidApp herunterladen
Comments ()